BODEN
BURNOUT
Um die Böden der Erde zu retten
– und damit uns selbst –
müssen wir unsere Landwirtschaft radikal ändern
von Marius Münstermann
Fotos & Videos Christian Werner
Illustrationen Erik Tuckow
Für diese multimediale Reise in den Untergrund
empfehlen wir Vollbildmodus und Kopfhörer.
Kapitel III
Grüne Revolution 2.0
„Data is the new soil.“
David McCandless, Informationsdesigner und Datenjournalist
In der Nacht hat es wie aus Eimern geschüttet. Trotzdem versinken Bernd Olligs Stiefel nicht im Matsch, als der 55-Jährige auf seinen feuchten Acker im niederrheinischen Rommerskirchen stapft. „Das Wasser muss an Ort und Stelle versickern können“, erklärt Olligs. Um zu demonstrieren, warum das bei ihm klappt, zieht der Landwirt mit langen Schritten los auf den Acker direkt hinter dem Damianshof, den seine Familie in sechster Generation bewirtschaftet.
Zuckerrüben, Kartoffeln, Weizen und Raps auf 120 Hektar. „Auf einem der besten Böden der Welt“, sagt Bernd Olligs stolz.
Stromleitungen queren seine Felder, am Horizont pumpen die Kühltürme des Kohlekraftwerks von Neurath Dampf in den wolkenverhangenen Himmel. Dahinter klaffen die gigantischen Kohlegruben von Garzweiler in der Landschaft. Bernd Olligs ackert in Sichtweite einer der größten CO2-Schleudern Europas.
Böden wie seiner hingegen könnten ein zentraler Baustein im Kampf gegen die Klimakrise sein. Davon ist zumindest Bayer überzeugt. Der Damianshof ist einer von 27 landwirtschaftlichen Betrieben, mit denen der Konzern seit vergangenem Jahr sein „Carbon Farming“-Programm in Europa aufbaut.
Das Geschäftsmodell hinter Carbon Farming: Landwirte werden für den Humus in ihren Äckern belohnt. Denn wer Humus aufbaut, entzieht der Atmosphäre CO2. Für jede in ihrem Boden gespeicherte Tonne Kohlenstoff erhalten Landwirte deshalb Zertifikate, die sie zu Geld machen können. Ausgestellt werden diese Zertifikate von Firmen, die als Dienstleister auftreten und die Kohlenstoffspeicherung messen und nachweisen wollen. Andere Firmen wiederum können die Humus-Zertifikate kaufen und damit auf dem Papier ihre Klimabilanz aufbessern.
Doch diese Idee steht zunehmend in der Kritik – erst recht, seit das Who is Who der Weltwirtschaft den Acker als Kohlenstoffsenke entdeckt hat. „Carbon Farming ist Teil einer rasant wachsenden Agenda, die von großen Umweltverschmutzern aus der Landwirtschaft und der fossilen Industrie gleichermaßen vorangetrieben wird“, schreibt Sophie Scherger vom Berliner Büro des Institute for Agriculture & Trade Policy (IATP) in einer umfassenden Analyse. „Klimaschädliche Unternehmen sehen darin eine riesige Chance, große Mengen an Kohlenstoffzertifikaten zu generieren, die ihnen den weiteren Ausstoß von Klimagasen ermöglichen und die dringend notwendigen Emissionssenkungen verzögern.“
In den USA betreiben McDonald‘s und Microsoft bereits seit einigen Jahren eigene Carbon-Farming-Projekte. Der italienische Öl- und Gaskonzern Eni vermarktet den Anbau von Biokraftstoffen in Kenia als Klimaschutzmaßnahme. Shell hat mit Select Carbon ein Start-up gekauft, dessen Partnerbetriebe in Australien nach eigenen Angaben auf mehr als neun Millionen Hektar Land Carbon Farming betreiben. Der deutsche Chemieriese BASF will ebenfalls ein eigenes Carbon-Farming-System etablieren. In Irland kooperiert der Konzern bereits mit einer Brauerei, die mit Gerste von Kohlenstoff-zertifizierten Flächen „Klima-Bier“ herstellt. Der Slogan, mit dem der Düngemittelgigant Yara aus Norwegen wirbt, bringt die Idee auf den Punkt: „Carbon Farming ist gut für unsere Bauern, unser Geschäft und unseren Planeten.“
Als einer der ersten Finanzdienstleister zahlt die niederländische Rabobank Landwirten Geld für Kohlenstoffzertifikate. In ihrer „Bodenstrategie für 2030“ hält die EU-Kommission fest: „Der Banken- und Finanzsektor ist zunehmend daran interessiert, in Landwirte zu investieren, die nachhaltige Praktiken anwenden und den Kohlenstoffgehalt im Boden erhöhen, und marktbasierte Anreize für die Kohlenstoffspeicherung zu schaffen.“
„Böden sind mehr als nur eine Kohlenstoffsenke“
Allerdings bleiben viele Zweifel. „Eine klare Definition von Carbon Farming gibt es nicht“, fasst Axel Don vom Thünen-Institut für Agrarklimaschutz in Braunschweig zusammen. Er hat berechnet, dass sich in Deutschlands Ackerböden durch Humusaufbau bis zu fünf Millionen Tonnen Treibhausgase speichern ließen. „Doch dem gegenüber stehen hohe Emissionen“, sagt Don. Rund hundert Millionen Tonnen klimaschädlicher Gase stößt die Landwirtschaft allein in Deutschland jedes Jahr in die Atmosphäre aus, darunter große Mengen Lachgas und Methan, die noch weit klimaschädlicher sind als CO2. Aktuell trägt die Landwirtschaft also viel mehr zum Problem bei als zur Lösung.
Hinzu kommt, dass der Humusaufbau nicht zwangsläufig dauerhaft ist, mahnt Don: „Bei späterer Änderung der landwirtschaftlichen Praktiken kann der gespeicherte Kohlenstoff auch schnell wieder freigesetzt werden.“ Der Geoökologe erinnert daran, dass „landwirtschaftliche Böden mehr sind, als nur eine Kohlenstoffsenke. Klimaschutz ist nur einer, aber vielleicht gar nicht der wichtigste Aspekt.“ Humose Böden lieferten gesunde Lebensmittel und könnten zum Schutz von Biodiversität und Wasser beitragen. Deshalb sagt Don: „Ein verengter Blick auf die gespeicherte Tonne CO2 birgt die Gefahr, dass andere Ziele hinten runterfallen.“
Für die EU soll Carbon Farming dennoch eine Schlüsselrolle auf dem Weg zur angestrebten Klimaneutralität bis 2050 spielen. Als das EU-Parlament im März seinen Bericht über „nachhaltige Kohlenstoff-Kreisläufe“ verabschiedete, sagte der parlamentarische Berichterstatter Alexander Bernhuber: „Carbon Farming kann zu einer weiteren Einnahmequelle für die Land- und Forstwirtschaft Europas werden.“ Mit ihrer Carbon-Farming-Inititiave will die EU Betriebe unterstützen, die Zwischenfrüchte anbauen oder auf den Pflug verzichten.
Davon profitieren würden Betriebe wie der Damianshof von Bernd Olligs. Auf seinen Ackerflächen im Rheinland setzt er bereits vieles um, was dem Boden nachweislich gut tut.
Olligs deutet auf Löcher, groß wie von Mäusen. „An diesen Stellen sind die Wurzeln des Winterrettichs verrottet.“ Im vergangenen Spätsommer, nach der Getreideernte, hat er den Rettich zusammen mit weiteren Arten als Zwischenfrucht ausgebracht.
„Da muss man dann an einem kalten Wintermorgen mit einer dicken Walze drüberfahren“, erklärt Olligs. „Der Rettich muss richtig knacken unterm Traktor.“ Die so getöteten Rettichpflanzen verrotten, sie werden von Regenwürmern in den Boden gezogen und zu Humus umgewandelt. Zurück bleiben die vielen Löcher, in denen der Regen rasch versickern und die Folgekultur gut wurzeln kann.
Doch der zunehmend mildere Frost und die Walze reichen nicht immer aus, um die Zwischenfrüchte abzutöten. In diesem Fall nutzt Bernd Olligs Glyphosat. „Die Alternative wäre Pflügen auf etwa dreißig Zentimeter Tiefe, das würde die durch die Zwischenfrucht aufgebaute Kapillarität wieder zerstören“, erklärt der Pressesprecher von Bayer, der den Besuch bei Olligs begleitet. „Denn es geht auch darum, den Boden im Frühjahr so wenig wie möglich mechanisch zu bearbeiten.“
An dieser Stelle schließt sich der Kreis: Bayers Herbizide ermöglichen den pfluglosen Ackerbau. Den wiederum kann Bayer in Form von Carbon-Farming-Zertifikaten als Klimaschutzmaßnahme verkaufen.
Bayers Pressesprecher behauptet: „Glyphosat ist auf jeden Fall besser für Böden und Klima als intensive Bodenbearbeitung.“ Er sagt: „Ein Acker ist per Definition kein Ort für Biodiversität, da dort die Kulturpflanze ohne Nährstoffkonkurrenz von anderen Pflanzen und Unkräutern wachsen soll. Der Biolandbau erreicht das mit dem Pflug, die bessere Variante ist Glyphosat.“
Bernd Olligs bestellt seine Flächen hauptsächlich im pfluglosen Mulchsaatverfahren. Daneben hat er zu Vergleichszwecken einen Ackerstreifen gepflügt. Dass viele Landwirte ihre Böden bearbeiten und zusätzlich Herbizide verwenden, kommentiert er mit einem Kopfschütteln: „Gepflügt und trotzdem noch gespritzt – das ist ja wohl ein Eigentor.“
„Das intelligente Feld“
Bayer bewirbt Bernd Olligs Betrieb als „Future Farm“. Hier lässt sich erahnen, wie sich die Agrarindustrie die Landwirtschaft der Zukunft vorstellt. Abgerundet wird diese Vision mit der Digitalisierung des Ackerbaus.
Bayer hat jeden Quadratzentimeter von Olligs Feldern im Blick: mit Sensoren im Boden, Kameras am Traktor, Drohnen in der Luft und Satelliten im All. Fangschalen zeigen an, wenn ungewünschte Insekten im Bestand auftreten. Die so gewonnenen Daten werden mit Wetterprognosen und anderen Informationen kombiniert. Bei Bayer fließen alle Daten in einer App namens „FieldView“ zusammen. Dafür hat sich Bayer mit den Landmaschinenherstellern Claas und John Deere darauf geeinigt, die Daten aller drei Konzerne zusammenzuführen. Alle großen Player der Agrarindustrie haben längst ähnliche Programme zur Digitalisierung der Landwirtschaft.
Nur wer eine dieser Apps nutzt und selbst Daten seines Betriebs bereitstellt, darf an Bayers Carbon-Farming-Programm teilnehmen. „Landwirte erhalten ein kostenloses FieldView-Abonnement, wenn sie damit an unserem Carbon-Farming-Programm teilnehmen möchten“, so der Pressesprecher von Bayer. „Wir benötigen die Daten, um zu modellieren, was die Böden absorbiert haben. Nur so können wir die CO2-Reduktion wiederum gegenüber Dritten verifizieren und zertifizieren.“ Auf diese Weise wird Big Data mehr und mehr zur Voraussetzung für die Produktion landwirtschaftlicher Erzeugnisse.
Auf seinem Tablet lässt sich Landwirt Olligs in der App maßgeschneiderte Empfehlungen anzeigen, die Bayer für seinen Betrieb standortspezifisch generiert hat:
Wo genau soll er wie viel Dünger ausbringen?
Welche Schädlinge befallen seine Pflanzen?
Und welches Pestizid soll er dagegen spritzen?
Die digitale Präzision soll die Intuition und das Gespür der Bauern für den Acker ersetzen. Das Argument, mit dem die Agrarindustrie den Bauern ihre Entscheidungshoheit mehr und mehr abnimmt, klingt seltsam vertraut: Die Landwirtschaft sei zu ineffizient, um eine wachsende Weltbevölkerung nachhaltig zu ernähren.
Diese Grüne Revolution 2.0 soll jedoch keinesfalls die agrochemischen Inputs der ersten Grünen Revolution ersetzen. Im Gegenteil: Die Digitalisierung der Landwirtschaft rundet das Geschäftsmodell der Konzerne letztlich ab. Die Industrie liefert den Bauern weiterhin Saatgut, Pestizide und Düngemittel aus einer Hand – und dank der Digitalisierung wird deren Verwendung vom konzerneigenen Algorithmus gesteuert und kontrolliert.
Bei Bayer spricht man vom „intelligenten Feld“ und einer „Präzisionslandwirtschaft“, mit der sich Düngemittel und Pestizide einsparen ließen. Ein Konzern, dessen Kerngeschäft der Verkauf von Düngemitteln und Pestiziden ist, empfiehlt den Bauern, weniger von diesen Mitteln einzusetzen?
„Von Schwertern
zu Pflugscharen
zu Drohnenscharen“
Matthias Berninger, Chef-Lobbyist von Bayer
Diesen vermeintlichen Sinneswandel verkörpert kaum jemand so sehr wie Matthias Berninger. Als Mitglied der Grünen war Berninger Staatssekretär im Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung. Seit 2019 ist er Cheflobbyist von Bayer. „Wir wollen dazu beitragen, dass Landwirtschaft unterm Strich einen positiven Beitrag leistet. Um die Menschheit innerhalb der planetaren Grenzen ernähren zu können, muss sich die Landwirtschaft, wie wir sie heute kennen, durch Innovation revolutionär verändern.“ Das ist Berningers Botschaft: Die industrielle Landwirtschaft sei nicht länger das Problem, sondern Teil der Lösung.
Die Apotheke im Boden
Längst forschen Bayer und Konkurrenten wie BASF oder Syngenta an einer neuen Generation von Pestiziden und Düngemitteln. Die Zutaten dafür finden die Konzerne immer häufiger unter der Erde. Genauer gesagt: im Bodenleben.
Dass der Boden ein reiches Reservoir an Wirkstoffen bietet, ist seit Längerem bekannt. Vor beinahe hundert Jahren wurde Penicillin, das erste Antibiotikum, aus einem bodenbewohnenden Pilz gewonnen. Mittlerweile sind mehr als 5000 antibiotisch wirkende Substanzen erfasst. Weil die meisten von ihnen allerdings auch für menschliche Zellen giftig sind, konnten bislang erst rund hundert Antibiotika als Arzneimittel verwendet werden. In Zeiten von Antibiotikaresistenzen wird fieberhaft nach neuen Wirkstoffen aus dem Boden gesucht.
Besonders vielversprechend scheint die artenreiche Gattung der Streptomyces. Diese Bakterien produzieren unter anderem den Duftstoff Geosmin, verantwortlich für den charakteristischen Geruch von Waldböden und von Sommerregen, der auf trockenen Grund fällt. Einige Streptomyces-Arten bilden außerdem Wirkstoffe, die etwa für das Entwurmungsmittel Ivermectin genutzt werden und bei Tests auf Ratten stressmindernd wirkten. Stoffe aus anderen Bodenbakterien wiederum wirken antidepressiv und können die emotionale Belastung von Patienten im fortgeschrittenen Krebsstadium verringern.
Doch Bayer sucht im Boden nicht nur nach neuen Wirkstoffen für seine Pharmasparte. Mit den neuen Möglichkeiten der Genomeditierung – auch „neue Gentechnik“ genannt – rückt das Bodenleben zunehmend in den Fokus der Agrarindustrie. Das Ziel: Die vielversprechendsten Mikroorganismen aus dem Boden in neue Produkte zu integrieren, um sie als Dünge- und Pflanzenschutzmittel an Landwirte zu verkaufen. „Dank unserer Sammlung von mehr als 125.000 Mikrobenstämmen steht uns eine genetische Vielfalt zur Verfügung, mit der wir neue und nützliche Produkte für Landwirte in aller Welt entwickeln können“, verkündet Bayer auf seiner Webseite. „Der Düngemittelmarkt ist doppelt so groß wie der Markt für Pflanzenschutzmittel und Saatgut zusammengenommen“, sagt Matthias Berninger. „Das ist also ein Riesengeschäftsfeld, das sich für uns erschließt, indem wir auf Biologie setzen.“
Das Bodenleben als Produkt
Bayer ist es gelungen, eines der ersten Produkte dieser Art zu entwickeln, bei dem auch genetisch veränderte Bodenorganismen zum Einsatz kommen: eine Beize zur Behandlung von Mais und Soja. Das Saatgut wird mit dem Mittel behandelt, um die frisch gesäten Samen und Keimlinge vor gefräßigen Nematoden zu schützen und die Pflanzen gleichzeitig zu düngen.
Nematoden oder Fadenwürmer sind eine der artenreichsten Gruppe von Kleinlebewesen im Boden. Die meisten von ihnen sind nützlich, doch andere ernähren sich von Pflanzen. In den USA sind Nematoden für milliardenschwere Ernteverluste im Sojaanbau verantwortlich. Zum Schutz vor Nematoden wird das Saatgut zunächst mit einem konventionellen Insektizid aus der Gruppe der Neonikotinoide ummantelt. Ein übliches Verfahren, wenngleich Neonikotinoide als besonders umweltschädlich gelten. Das neue Mittel jedoch kombiniert die Wirkung des Insektizids mit zwei Bakterienarten, die gezielt auf dem Saatgut angesiedelt werden.
Das erste Bakterium bekämpft ebenfalls die Nematoden, indem es eine Art Schutzfilm um die jungen Wurzeln der Pflanzen bildet. Das Gift des zweiten Bakteriums, Bacillus thuringiensis, wird bereits seit 1938 als Insektizid verwendet, auch im Ökolandbau. Auf dem neuen Saatgut aber soll das Bakterium überdies eine Düngewirkung entfalten. Dafür werden die Mikroorganismen mittels Genomeditierung dazu gebracht, ein Enzym in den Boden abzusondern. Dieses wandelt abgestorbene Pflanzenreste im Boden in Zucker um. Der Zucker füttert andere Mikroben im Boden, macht sie aktiver, wodurch der keimenden Pflanze wiederum mehr Nährstoffe zugeführt werden sollen.
Das neue Saatgut wurde ursprünglich von Bayer patentiert, musste dann im Zuge der Übernahme von Monsanto im Jahr 2018 aus kartellrechtlichen Gründen an den Konkurrenten BASF abgetreten werden. Bayer zahlt BASF seitdem Lizenzgebühren, um das Mittel vertreiben zu dürfen. In den USA wird es bereits auf mehreren Millionen Hektar Land eingesetzt.
„Ein Wandel hin zu biologischen Lösungen könnte ein großer Gewinn für die Umwelt und die menschliche Gesundheit sein“, schreibt die internationale Umweltorganisation Friends of the Earth in einem Bericht zu gentechnisch veränderten Bodenorganismen. „Doch BASF verkauft diese biologische Behandlung in Kombination mit einem höchst problematischen Insektizid, das für seine extreme Schädlichkeit für Bestäuber und andere nützliche Insekten bekannt ist.“ Diese neuartigen Produkte prophylaktisch in riesigen Monokulturen einzusetzen, werde letztlich dazu führen, dass die Nematoden, die eigentlich bekämpft werden sollen, weitere Resistenzen entwickelen. „So vermarkten die Konzerne der agrochemischen Industrie ihre neuen, biologischen Produkte als Lösung für ein Problem, das sie weitgehend selbst geschaffen haben – die Resistenz Hunderter Schädlingsarten gegen gängige Pestizide.“
Dasselbe gilt laut Friends of the Earth für den Einsatz von Bodenorganismen zur Düngung der Pflanzen. „Diese Technologie ist eine unzureichende Antwort auf ein anderes Problem, das größtenteils von der agrochemischen Industrie geschaffen wurde – ein landwirtschaftliches System, das von ausgelaugten Böden mit stark geschwächten mikrobiellen Gemeinschaften gekennzeichnet ist.“
Das verarmte Bodenleben verliert die Kontrolle über die unzähligen Viren, Pilze und Bakterien, die unsere Nutzpflanzen-Monokulturen befallen. Seit die konventionellen Pestizide immer weniger wirken, weil immer mehr Schädlinge Resistenzen entwickeln, ist ein vielversprechender neuer Markt für die vermeintlich biologischen Lösungen der chemischen Industrie entstanden.